Hausbrauerei Diener Amberg / Opf.
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Interview mit Arno Diener

"Überhaupt nicht mag ich Biere, die fast so klar sind wie Wasser und auch so schmecken... Wie die meisten Fernsehbiere, die in grünen Segelbooten auf Stauseen herumfahren."

Arno,wie schaffst du es neben deinem eigentlichen Beruf als
Informatiker noch eine Brauerei zu betreiben?

Es gibt viele Arten von Hobbys, manche verbringen viel Zeit mit ihrer Modelleisenbahn oder Briefmarkensammlung, ich dagegen braue Bier. Ganz ohne Hilfe geht es nicht, ich habe einen Braugehilfen und die Familie ist ja auch noch da.

Was bedeutet der Begriff „Privatbrauerei“?
Der Begriff entstand wahrscheinlich als Abgrenzung in der Zeit, als immer mehr Aktienbrauereien gegründet wurden, die Kulmbacher EKU ist ein Beispiel, aber auch das Amberger Brauhaus. An sich ist eine Privatbrauerei das Normalste von der Welt, sie befindet sich nicht im Besitz von Aktionären sondern von Privatpersonen. Falls Du auf mich anspielst, ich habe eine private Hausbrauerei, das war neben den Kommunbrauereien die häufigste Rechtsform.

Wie hast du dir zu Beginn das Know-How angeeignet, eigenes
Bier zu brauen? ....

 

.... Zunächst habe ich bei dem Mitbegründer der Sudhang Brauerei, Wolfgang Schmidt, einem studierten Bierbrauer über die Schulter geschaut und viel gelesen. Wichtig ist es, das Prinzip verstanden zu haben, wem das gelingt, dem gelingt auch gutes Bier. Wer Bier nach einem Kochrezept braut, der wird nie kontinuierlich gutes Bier brauen, das liegt schon daran, dass die Zutaten Malz und Hopfen von Ernte zu Ernte anders sind. Die Technik habe ich im Wesentlichen selbst entworfen, es ging mir darum, mit möglichst wenig Kosten rationell arbeiten zu können. Für 250 000 EUR ein automatisches Sudhaus zu kaufen, ist keine Kunst.

Wie muss man sich die kleine, private Sudhang-Brauerei vorstellen? In welchen Dimensionen spielt sich das ab und wo ist die Brauerei untergebracht?
Die Brauerei ist in meinem Wohnhaus untergebracht, am Anfang war es eine kleine Ecke im Keller, inzwischen ist es der ganze Keller. In Summe reden wir aber von weniger als 100 qm. Man kann auf sehr kleinem Raum schon eine ganze Menge Bier brauen.

Schmeckt dein Bier heute anders als noch in deinen Anfangstagen
als Bierbrauer?

Ob das Bier anders als am Anfang schmeckt, ist schwer zu beurteilen, da man Bier nicht aufheben kann. Aber an der prinzipiellen Machart hat sich nichts geändert.

Was macht für die ich ein „gutes Bier“ aus?
Es muß in jedem Fall authentisch sein! Am besten schmeccken Biere immer frisch aus der Brauerei. Bier ist nicht wie mancher Wein, der im Laufe der Jahre besser wird. Bier ist wie Brot, frisch muss es sein, es leidet unter falscher Lagerung und Transport. Um Bier über Wochen und Monate haltbar zu machen, muss man es filtern und /oder pasteurisieren, damit nimmt man ihm einen Teil seines Geschmacks. Das kann jeder selbst ausprobieren indem er einen Kasten direkt ab Brauerei oder aus dem Handel trinkt, dasselbe Bier wird ganz anders schmecken. Frisch heißt in diesem Zusammenhang nicht jung, sondern sachgerecht gelagert. Das können Wochen oder Monate in der Brauerei sein, der Braumeister entscheidet dann, wann es optimal ist.


Trinkst du auch noch andere Biere oder nur dein eigenes?
Ich trinke natürlich auch andere Biere. Ich selbst mag am liebsten ein süffiges Märzen oder Dunkles, die haben Farbe und Charakter. Überhaupt nicht mag ich Biere, die fast so klar sind wie Wasser und auch so schmecken … Wie die meisten Fernsehbiere, die in Segelbooten auf Stauseen herumfahren. (lacht)

Wie siehts du die Marktsituation: Großbrauereien, die kleinere Brauereien „schlucken“ und den ganzen Weltmarkt beherrschen?
Nun, wir haben da zwei gegenläufige Bewegungen. Auf der einen Seite ein Verdrängungswettbewerb, auf der anderen Seite viele Neugründungen als Gegenbewegung. Von den Marktanteilen haben die kleinen kaum mehr eine Bedeutung. Aber das ist wie mit der Kunst, gute Dinge gedeihen im Kleinen, haben aber Bestand. Letzten Endes entscheidet wie bei allen Dingen der Verbraucher, was er kauft und er kauft gerade bei Lebensmitteln kritiklos ein, Hauptsache billig muss es sein. Schmeckt dir Bier solcher Massenproduktionen überhaupt und worin liegt der Unterschied zu deinem Bier? Die Frage ist, wo beginnt Massenproduktion? Im deutschen Brauereiverzeichnis gibt es viele Brauereien, die unter 1 000 hl im Jahr produzieren, für die ist ein Mittelständler mit 20 000 – 50 000 hl (wie die meisten Amberger Brauereien) schon ein Massenproduzent. Man kann gutes Bier auch in Massen brauen (ein Beispiel ist Augustiner in München), und man kann in kleinen Mengen schlechtes Bier brauen. Der wesentliche Unterschied liegt in der Haltbarmachung und falscher Lagerung. Bei mir bekommen die Leute das Bier frisch. Wenn Sie es dann aufheben, werden Sie enttäuscht sein. Das ist wie im Urlaub, wenn man die Dinge, die dort so gut geschmeckt haben, mit nach Hause nimmt, das funktioniert nicht.

Es wird immer weniger Bier in Deutschland getrunken, merkst du davon etwas? Wie ist euer Absatz?
Ich merke davon nichts, ich braue Jahr für Jahr die gleiche Menge, mehr könnte ich aus zeitlichen Gründen auch überhaupt nicht selber machen.

Du hast sehr besondere Flaschen: Was sind das für Flaschen? Wendet ihr euch damit an eine bestimmte Zielgruppe?
Unsere Flaschen sind sogenannte „Althörder Biersiphons“. Damit hat man das Bier aus der nächsten Wirtschaft mit nach Hause genommen, bevor der Vertrieb in den kleinen Flaschen begonnen hat. Ich verwende die großen Flaschen aus ganz praktischen Gründen. Für die kleinen Flaschen braucht man nämlich einen teuren Maschinenpark, den ich nicht habe.

Wieviel Mass Bier veträgst du als Braumeister?
Das kommt darauf an, in welcher Zeiteinheit. (lacht) Im Ernst, ich denke da unterscheide ich mich nicht von anderen Menschen, wenn es zu viele Mass an einem Abend sind, geht es einem am nächsten Tag nicht gut.